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Aktuelles

23.01.2016 | SPD-Empfang zur Grünen Woche

Ja, es darf ein bisschen mehr sein

Janna Völker

Zur Grünen Woche lud das SPD-Themenforum Verbraucherpolitik zu einem Empfang auf die Domäne Dalem ein. Das 800 Jahre alte Rittergut in Berlin und die dortige Ausstellung "Cullinarum" zur Kulturgeschichte des Essens boten ein passendes Ambiente zur Diskussion über den Wert von Lebensmitteln.

Darf´s ein bisschen mehr sein?, lautete die entscheidende Frage an diesem Nachmittag. Diese sei durchaus doppeldeutig zu verstehen, erläuterte die Beiratsvorsitze des Themenforums Verbraucherpolitik, Elvira Drobinski-Weiß. Zum einem gehe es um faire Preise für die Erzeuger, zum anderen um mehr Qualität in der Schulverpflegung.

Verbraucherpolitische Halbzeitbilanz der SPD

Zum Auftakt der Veranstaltung gab Ulrich Kelber, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, einen Überblick über die aktuellen verbraucherpolitischen Initiativen der SPD. Zuletzt wurde das "Girokonto für Jedermann" endlich Gesetz, die Marktwächter für Digitales und Finanzen haben bereits ihre Arbeit aufgenommen und derzeit plant SPD-Bundesverbraucherminister Heiko Maas die Einführung einer Musterfestellungsklage. Dieses Verfahren soll es Verbraucherinnen und Verbrauchern erleichtern, ihre Rechte vor Gericht durchzusetzen.

Qualität-Check "Nachhaltigkeit"

Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie will das Bundesverbraucherministerium einen Qualitäts-Check Nachhaltigkeit entwickeln. Verbindliche Kriterien sollen das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in nachhaltig hergestellte Produkte stärken.

Auch in der nachfolgenden Diskussion wurde deutlich: Das Vertrauen in die Herkunft von Lebensmitteln ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Verbraucherinnen und Verbraucher bereit sind, mehr zu bezahlen.

Vertrauen schafft Akzeptanz für höhere Preise

Jan-Hendrik Langeloh, Betreiber eines Milchhofs, sieht sich in der glücklichen Situation, dass er über die Direktvermarktung den Preis für seine Milch selbst steuern kann. Zwar musste er gerade erst seine Preise um zehn Prozent erhöhen. "Wenn aber die Verbraucher wissen, woher die Produkte kommen, dann akzeptieren sie auch Preisanhebungen."

Diese Auffassung teilte Micha Heilmann von der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG). Er sei daher wichtig, Regeln zu schaffen, damit Verbraucher auf die Angaben zu Herkunft und Herstellung von Lebensmitteln vertrauen können. Das gelte vor allem für die großen Ketten, die inzwischen die Nische für sozial nachhaltige Lebensmittel immer mehr ausfüllten.

Franziska Humbert von Oxfam wies darauf hin, dass der Verbraucher allein die Preise nur zu einem kleinen Teil beeinflussen kann. Weiterhin sei die Politik in der Pflicht, die Marktbedingungen so zu gestalten, damit der Handel den Herstellern und Produzenten nicht seine billigen Preise aufzwingen kann. "Um Vertrauen zu schaffen, bedarf es mehr Transparenz", betonte Humbert.

Schulverpflegung: es geht um mehr, als ums satt werden

Es gebe eine "reelle Chance", das Konsumverhalten zu ändern, wenn Kindern von Beginn an die Wertschätzung von Lebensmitteln vermittelt werde. Davon zeigte sich Gert Kekstadt, SPD-Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und Geschäftsführer eines SchulCateres der AWO, überzeugt. In Bergedorf betreibt er in einer Stadtteilschule eine Gläserne Küche. "Die Kinder dort wissen woher die Produkte kommen. Sie können bei den Erzeugern vor Ort Praktika machen und selbst über das Essensangebot mitbestimmen", erläutert Kekstadt das Konzept. Er habe dabei die Beobachtung gemacht, dass das Wissen der Kinder, ihr Essverhalten ändere.

Allerdings, räumte Kekstadt ein, funktioniere eine solche Qualität bei der Schulverpflegung in der Regel nur über die Menge. Denn die Gewinne seien sehr gering.

Eigene Küchen sind daher für kleinere Schulen kaum wirtschaftlich zu betreiben. Davon gibt es viele in Berlin. Und dennoch ist das Land im Bereich Ernährungsbildung fortschrittlich. Beim Schulessen habe die Politik eine besondere Verantwortung, betonte Dirk Medrow, Vertreter des Berliner Senats für Bildung, Jugend, Wissenschaft. Schulessen solle nicht nur satt machen, sondern müsse auch gesund und qualitativ gut sein. Berlin hat für alle Bezirke eine detaillierte Musterausschreibung für das Schulcatering verfasst. Nicht mehr der Preis, sondern Qualität und Sozialstandards sind darin die entscheidenden Kriterien für die Auftragsvergabe.

Am Ende der Diskussion stand fest, dass die Frage "Darf´s ein bißchen mehr sein" nur mit einem klaren JA beantwortet werden kann. Anspruch der SPD sei es, die Märkte so zu gestalten, damit faire Arbeitsbedingungen zu fairen Preisen möglich sind, zog Inge Blask, Sprecherin des Themenforums Verbraucherpolitik, am Ende Bilanz.Bei Schmalzstullen von der Domäme Dahlem, Spinattörtchen und einem guten Glas Wein nutzen die Gäste im Anschluss die Gelegenheit, die Gespräche zu vertiefen und die Diskussion fortzusetzen.